Marketing in Corona-Zeiten

Für die Wirtschaftsförderung Marburg-Biedenkopf durfte ich, Regina Walter-Sangl - FeelGood Coach, am 23. Juli 2020 auf dem Sommertreffen der Existenzgründer*innen einen Vortrag zum Thema Marketing in Corona-Zeiten halten.

Die erste Frage, die ich mir gestellt habe, ist Marketing in Corona-Zeiten überhaupt anders?! Meine ganz klare Antwort darauf: JEIN! 😊 Wobei ich persönlich eher zu einem Nein tendiere.

Denn Marketing ist immer sehr wichtig, nicht nur in Krisenzeiten. Man merkt Unternehmen an, wenn das Marketing vernachlässigt wird. Aber ob Krise oder nicht, man stellt sich immer die gleichen Marketing-Fragen. In Krisenzeiten gewinnen diese an Bedeutung und können über Überleben und Untergang eines Unternehmens entscheiden.

„Nach Meffert beschreibt der Begriff Marketing aus betriebswirtschaftlicher Sicht das Konzept einer ganzheitlichen, marktorientierten Unternehmensführung zur Befriedigung der Bedürfnisse und Erwartungen von Kunden und anderen Interessengruppen (Stakeholder). Damit entwickelt sich das Marketingverständnis von einer operativen Technik zur Beeinflussung der Kaufentscheidung (Marketing-Mix-Instrumente) hin zu einer Führungskonzeption, die andere Funktionen wie zum Beispiel Beschaffung, Produktion, Verwaltung und Personal miteinschließt.“ (Quelle: Wikipedia, 22.07.2020)

Wenn man sagt, man arbeitet im Marketing habe viele Menschen damit nur nette TV-Werbung im Kopf, dabei ist das nur ein ganz kleiner Teil von Marketing. Hier geht es um strategisches Marketing, um die DNA eines Unternehmens.

  • Wer bzw. was ist das Unternehmen?
  • Was will das Unternehmen sein? Wofür steht das Unternehmen?
  • Wer ist die Zielgruppe? (Genaue Beschreibung)
  • Was braucht die Zielgruppe wirklich?
  • Führt das Unternehmen das richtige Produkt/die richtige Dienstleistung für die richtige Zielgruppe?
  • Was ist das Ziel und was ist die Aufgabe des Unternehmens?
  • Welchen Umsatz oder Gewinn muss man generieren, dass es sich lohnt? Ab wann wird es profitabel?
  • u.v.m.

Die Liste der Fragen ist natürlich noch viel länger. Es geht in solchen Zeiten um eine detaillierte Marketing-Analyse aller interner und externer Einflussfaktoren. Bei einem Auto würde man es Inspektion nennen.

Können Sie als Unternehmer*in ad hoc all diese Frage sofort und zur vollen Zufriedenheit beantworten?

Gerade in der Gründungsphase hat man sich mittels Businessplan und eventuell mit einem Gründungscoach mit diesen Fragen beschäftigt. Diese Fragen muss man sich regelmäßig und immer wieder stellen. NUR wenn eine Corona-Krise kommt, man muss sich diesen Fragen doppelt stellen. Gerade der Punkt, habe ich das richtige Produkt/die richtige Dienstleistung für die richtige Zielgruppe ist dabei essenziell. Denn die Bedürfnisse der Zielgruppe können sich geändert haben.

Beispiele aus den letzten Monaten:

Bei Desinfektionsprodukten hat sich die Zielgruppenbeschreibung nicht wirklich viel verändert, aber die Anzahl, die in diese Zielgruppe gehören hat sich spürbar vergrößert.

Gleiches gilt für Seife oder Toilettenpapier.

Anders bei den E-Bikes da sind neue Zielgruppen hinzugekommen, an die man vorher nicht gedacht hat. Plötzlich hatte man mehr Bewegungsdrang, weil man mehr Zeit hatte oder die Fitnessstudios geschlossen waren. Zudem möchte man das Geld, das man vorher in den Urlaub gesteckt hätte, in sich investieren und plötzlich hat man eine höhere Nachfrage. Es sind neue Zielgruppen hinzugekommen.

Eins ist ganz klar, es gibt Gewinner und Verlierer in dieser Krise. Unternehmer, die erkannt haben, dass man da sein muss, wo die Zielgruppe ist, nämlich online Zuhause, gehören durch Geschäftsmodell-Umstellung zu den Gewinnern. Wer nicht online ist, konnte auch bei der Ausgangssperre auch keinen Umsatz generieren. Mit „das haben wir schon immer so gemacht“, kam man nicht weiter. Auch Homeoffice war plötzlich möglich.

Was bedeutet diese Krise für Unternehmer*innen:

  1. Unsere Kunden und teilweise auch wir verspüren vielleicht Existenzangst.
    Wir Selbständige haben selten ein festes Einkommen, dafür aber laufende Kosten, die sich nicht plötzlich abstellen lassen. Wir mussten/müssen an die Situation anpassen. Veränderungen verbreiten am Anfang meistens ein ungutes Gefühl.
  2. Geplante Kundenaufträge wurden storniert – entweder durch die Gesundheits- bzw. Finanzlage des Kunden. Bzw. Umorganisation des Produktionsablaufes oder sogar des ganzen Unternehmens, damit man Mitarbeiter und den Unternehmensablauf halbwegs schützen kann.
  3. Von einem Tag auf den anderen ist das eigene Produkt/ Dienstleistung nicht mehr so gefragt, wie vorher.
  4. Oder der umgekehrte Fall: Das eigene Produkt/Dienstleistung ist ein Renner. Wie geht das Unternehmen mit der erhöhten Nachfrage um? Wie kann der Lagerbestand gesichert werden?
  5. Digitalisierung wird gelebt. Habe ich, als Unternehmer*in, meinen Einsatz verpasst, vorher dem Trend zu folgen. Nun ist die Digitalisierung da und es muss alles stehen. Es gibt keine Übergangsfrist mehr.

Die Gesellschaft ändert sich und Unternehmen auch:

Aus einer Veröffentlichungen von Matthias Horx (Zukunftsinstitut) habe ich interessante Erkenntnisse mitgebracht:(www.horx.com | www.zukunftsinstitut.de)

Er sagt ganz klar, wir befinden uns in einem historischen Moment und die Zukunft ändert gerade ihre Richtung. Wir sind in einer Tiefenkrise.

Was haben wir erlebt: Die Welt kam zur Ruhe und die Regeneration der Natur hat gestartet. Selbst junge Menschen konnte man plötzlich wieder live am Telefon sprechen, Spaziergänge sind völlig en vogue, man merkt Zuhause ist es schön, man kann Freunde auch virtuell einladen und ein echtes Treffen ist nun eine echte Auszeichnung von Wertschätzung und Vertrauen.

Wir vermissen Kunst & Kultur und können es kaum erwarten, dass diese Stätten wieder öffnen.

Es war vorher selbstverständlich, immer da und zugänglich, aber man brauchte „den Lockdown“, um zu merken, dass ohne etwas fehlt. Auch wenn viele digitale Angebote auf den Markt geschossen sind, ersetzt das echte LIVE nicht.

Ich persönlich finde es gruselig, dass wir uns nicht mehr Hände schütteln. Auch wenn das absolut Sinn macht, fehlt mir diese Begrüßung. Ich bin gespannt, ob das wiederkommt. Ich hoffe es zumindest.

Generell können wir sagen, wir haben die erste Angststarre verlassen und sind gerade dabei den Tatendrang auszuleben. Die meisten nutzen die Krise als Chance. Es ist das einzig vernünftige, was wir gerade machen können, richtig verändern können wir die Lage nicht. Also lieber darauf konzentrieren, was wir bewegen können. Unser Unternehmen.

Was das alles konkret für uns bedeuten wird, kann heute noch keiner genau sagen. Wann kommt die nächste Welle? Gibt es wieder einen Lockdown? Sind wir nun vorbereitet auf das was da noch kommt?

Beginnen wir doch mit dem ersten Schritt und laufen dann Schritt für Schritt weiter. Gerne begleite ich als FeelGood Coach und Marketeer Ihr Unternehmen dabei, denn Unterstützung von außen ist sehr beflügelnd.

Vielen Dank an Dr. Frank Hüttemann, Fachdienstleitung Wirtschaftsförderung - Landkreis Marburg-Biedenkopf, dass ich als FeelGood Coach diesen Vortrag halten durfte. 

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